CleverCoffee ist eine Mikrorösterei aus der dänischen Stadt Aarhus, gegründet und geführt von Lars und Lindy. Die beiden betreiben auf dem Universitätsgelände der Stadt ein kleines Café, während Röstung und Logistik ihre Heimat vor den Toren der Stadt gefunden haben. Von dort aus versorgt CleverCoffee zahlreiche Coffee Shops im In- und Ausland mit außergewöhnlichen Röstungen.
Was an CleverCoffee aus Aarhus clever ist? Carina hat’s mir erzählt
Lars und Lindy haben ihr Herzensprojekt in 2014 mit der Idee gegründet, den Genuss außergewöhnlicher Kaffees mit einem kompromisslosen Anspruch an Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung zu vereinen. Acht Jahre später ist der Jobtitel meiner Gesprächspartnerin Carina der schönste Beleg dafür, wie fest diese Werte bis heute im Alltag des kleinen Unternehmens verankert sind.
Carina, du bist Head of Impact and Branding bei CleverCoffee. Was verbirgt sich dahinter?
Gute Frage, das ist ja nun echt ein ungewöhnlicher Titel. Die meisten Unternehmen verbinden Nachhaltigkeit nicht unmittelbar mit der Arbeit an der Marke. Genau dieser Anspruch aber beschreibt das Besondere an CleverCoffee: Nachhaltigkeit ist untrennbar verbunden mit unserer Marke. Das ist Teil unserer Geschichte, eigentlich sogar die Idee der Gründung.
Ein schönes aber auch anspruchsvolles Versprechen — wie lässt CleverCoffee daraus Taten folgen?
Wir sind stolz darauf, die B Corp-Zertifizierung zu tragen und dadurch maximal transparent unterwegs zu sein. Mit dieser Zertifizierung verpflichtest du dich, in ganz vielen Feldern des Unternehmertums verantwortungsvoll und nachhaltig zu agieren. Du wirst in allen Bereichen deines Handelns bewertet: sozial, wirtschaftlich und ökologisch.
Das “B Corp Movement” ist eine globale Bewegung von mittlerweile mehr als 5.000 Unternehmen, die eine nachhaltige, soziale und faire Zukunft vorantreiben wollen. Sie verpflichten sich als sogenannte B Corporations dazu, Abstand vom Ziel der Gewinnmaximierung zu nehmen und stattdessen die Bedürfnisse aller Interessensgruppen, die von den Aktivitäten des Unternehmens betroffen sind, zu berücksichtigen. Im Mittelpunkt stehen dabei die fünf Dimensionen Unternehmensführung, Mitarbeiter:innen, Umwelt, Community und Kunden.
CleverCoffee wurde im Jahr 2014 gegründet, womit ging’s los?
Lars interessierte sich schon ewig für Kaffee. Er begann in seiner privaten Garage zu rösten und legte damit den Grundstein für eine Mikrorösterei in der Nähe von Aarhus. Unser zweiter Gründer, Lindy, kaufte seinen Kaffee bei ihm und irgendwann beschlossen die zwei gemeinsam zu gründen. Das lief glücklicherweise echt gut, sodass sie ein paar Jahre später ihre Jobs kündigen und ein altes Haus auf dem Land beziehen und renovieren konnten. Und genau dieser Ort dient uns mittlerweile als Büro, Rösterei und Produktionsstätte in einer total gemütlichen Atmosphäre.
Wie sind Lars und Lindy auf den Namen CleverCoffee gekommen?
Der Gedanke dahinter ist, alles auf eine intelligentere Weise zu tun. Jeder Schritt unseres Unternehmertums soll im Einklang mit einem Bewusstsein über die damit verbundenen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt geschehen. Und klar, letztlich sind wir alle die kompletten Kaffee-Nerds und das ist genauso Teil der Marke — wir leben das aus, damit unsere Kunden sich damit nicht beschäftigen müssen und einfach exzellenten Kaffee genießen. Exzellent im Geschmack, im Umgang mit den Produzenten und unserem Planeten.
Kannst du mir ein wenig über die Kaffeekultur in Dänemark erzählen?
Wir sind die Nummer 5 auf der Liste jener Nationen mit dem höchsten Pro-Kopf-Konsum von Kaffee: Dänemark ist definitiv ein kaffeeverrücktes Land. Viele Jahre hat ein Großteil unserer Gesellschaft Kaffee als reine Handelsware betrachtet. Wir spüren, dass sich dieses Bewusstsein wandelt. Qualität und Herkunft sind den Dänen wichtiger geworden und sie sind bereit, mehr dafür zu zahlen. Das macht uns wirklich glücklich.
Was ist dein Lieblingskaffee aus eurer Rösterei?
Ich liebe El Desafio, unseren Kaffee aus Costa Rica. All unsere Kaffees sind hell geröstet, ganz gleich ob wir sie als Espresso oder Lungo anbieten — dieser aber ist wirklich speziell. Der El Desafio transportiert Noten von Erdbeere, Weingummi und Rhabarber. Neben dem fantastischen Geschmack mag ich, dass wir die Bohnen von einem Bauern im Direkthandel beziehen. Gerade im letzten Jahr haben uns die Farmer hier in Dänemark besucht, solche engen und vertrauensvollen Kontakte schätzen wir sehr.
Alle Sorten von CleverCoffee werden in dieser Rösterei vor den Toren der Stadt geröstet, verpackt und versandt. Wenn du die frischen Bohnen gern selbst in den Händen halten willst, schau doch mal auf der Website von CleverCoffee vorbei. Sie hält eine ganze Menge an Informationen über die Werte des Unternehmens und die Geschichte der Rösterei bereit. Und das Beste: auch aus Deutschland kannst du die vielen Leckereien im Onlineshop direkt zu dir nach Hause bestellen.
Wie findet ihr als kleine Rösterei solche Landwirte, mit denen ihr direkten Handel betreibt?
Große Messen sind für uns sehr wichtig, vor allem die World of Coffee. Die Bauern aus Costa Rica haben wir dort zum Beispiel in 2018 kennengelernt und nun ist daraus mein absolutes Lieblingsprodukt entstanden. Und natürlich haben wir auch Kooperativen, mit denen wir zusammenarbeiten (Anm. Tobi: eine Kaffeekooperative ist eine Gruppe von Kaffeeproduzenten, die zusammenarbeiten, um besseren Zugang zu Ressourcen zu erhalten, bessere Marketing- und Geschäftsmöglichkeiten zu nutzen). Uns ist sowohl im Direkthandel als auch bei Importeuren wichtig, die gesamte Wertschöpfungskette nachvollziehen zu können.
Keine Frage, es ist großartig wenn Kaffee außergewöhnlich schmeckt. Aber wenn wir nicht wissen, dass die Kaffeepflücker so bezahlt werden, wie sie bezahlt werden sollten, oder wenn die Landwirte ihr Geschäft wegen des Preisdrucks nicht nachhaltig betreiben können, werden wir aus diesen Quellen keine Bohnen beziehen.
Wie sieht die Zukunft von CleverCoffee aus?
Es wäre toll, ein weiteres Café im Zentrum von Aarhus zu betreiben. Momentan haben wir nur den Coffee Shop auf dem Universitätsgelände aber ein Geschäft in der Innenstadt wäre auch in den Semesterferien deutlich besser besucht. Außerdem wollen wir unser B2B-Geschäft ausbauen und mehr Cafés auf der ganzen Welt dafür gewinnen, unsere Kaffees auszuschenken. Wir sind ganz stolz, dass Thomas mit seinem Café in Heidelberg unser erster deutscher Partner ist.
Teilst du zum Abschluss noch einen deiner Lieblingsplätze in Aarhus mit mir?
Na klar, du musst unbedingt Aarhus Street Food unten am Hafen besuchen. Der Food Court beherbergt jede Menge Street Food-Stände aus ganz vielen Ländern der Welt.
Gesagt, getan. Kurz nach dem Gespräch sind wir durch die Altstadt hinunter zum Wasser bis zum Aarhus Street Food geschlendert. Diesen und weitere Tipps findest du in meinem zweiten Artikel über die heimliche Hauptstadt Jütlands.